Mantra Musik

Sonntag, 2. November 2014

Buddhismus verstehen - Ein wenig Theorie (Kerne)


Die vier edlen Wahrheiten


Die erste edle Wahrheit (dukkha)

Alles Leben ist Leiden.
Geboren werden (selbst zu gebären). Die ersten Erfahrungen: Verlust, Angst, Hunger, Durst.
Älter werden. Die ersten Erfahrungen: Pubertät, Liebe, Zorn, Missgunst, Neid, Trauer.
Krank werden. Die ersten Erfahrungen: Schmerz, Frustration, Kontrollverlust, Panik.
Sterben. Das Ende des Lebens


Die zweite edle Wahrheit (samudaya)

Was ist die Ursache des Leidens?
Verlangen und Begehren. Die materialistische Sichtweise, Dinge die man nicht hat, zu wollen, die Dinge die man hat zu vermehren. Die Ursache des Leidens ist das HABEN WOLLEN.
Durch diese Ursache sind wir Unzufrieden, Frustriert und unglücklich. Da diese Ursache unser komplettes Leben begleitet hat sie einen größeren Stellenwert als die Glücksmomente. Diese vergessen wir relativ schnell.

Die dritte edle Wahrheit (nirodha)

Zu begreifen, dass wir Dinge nicht brauchen macht uns Frei von Verlangen. Aber auch die Aufgabe Menschen zu benutzen, sie festzuhalten. Ihnen statt Dessen die gleiche Freiheit einzugestehen die wir für uns wünschen, macht uns frei von Begehren.

Die vierte edle Wahrheit (magga)

Wie wird man Gelassen (lässt man los), wie kann man das Verlangen und Festhalten aufgeben?
Die Methode ist der Weg des achtfachen Pfads, das Symbol des achtfachen Pfads ist das "Rad der Lehre"

Dharmarad  
Dharma (sanskrit) bedeutet: Gesetz, Recht, Ordnung, Moral und Sitte.

Dharma wird durch das Symbol eines Rades mit 8 Speichen dargestellt. Jede Speiche steht für ein ethisches Verhalten.


Die erste Speiche (von links nach rechts) steht für vollkommene (rechte) Erkenntnis. Die edlen vier Wahrheiten als wahr zu erkennen führt zur vollkommenen Erkenntnis. 

Die zweite Speiche steht für vollkommener (rechter) Entschluss. Dem Verlangen und Festhalten zu entsagen bedeutet das man sich vollkommen Entschlossen hat. 

Die dritte Speiche steht für die vollkommene (rechte)  Rede. Immer die Wahrheit zu sagen, nie Lügen und nicht in der Abwesenheit anderer schlecht reden, bedeutet die rechte (oder vollkommene ) Rede. Gerade diese Speiche ist sehr schwer, denn die rechte Rede ist gekoppelt mit der vierten Speiche dem rechten Handeln. Eine Wahrheit zu sagen die verletzt - ist keine vollkommene Rede. 

Die vierte Speiche steht für vollkommenes (rechtes) Handeln. Anderen Lebewesen nicht zu schaden, sondern zu helfen. Das eigene Mitgefühl zu stabilisieren und sich selbst zurückzunehmen bedeutet rechtes Handeln.

Die fünfte Speiche steht für Vollkommener Lebensunterhalt. Den Lebensunterhalt in einem Beruf verdienen, der anderen Lebewesen weder schadet noch sie in ihrem Leben behindert, bedeutet vollkommener Lebensunterhalt.

Die sechste Seiche steht für Vollkommenes Bemühen. Sich zu bemühen Unheilsames zu unterlassen und heilsames auszuüben führt zum vollkommenen Bemühen.

Die siebte und vorletzte Speiche steht für die vollkommene Achtsamkeit. Ständiges Beobachten und Hinterfragen der Gefühle, des Denkens und des Körpers  - oder noch besser, sich selbst kennen lernen, wahrnehmen, erkennen führt zur vollkommenen Achtsamkeit. 

Die achte und letzte Speiche steht für vollkommenen Meditation.
Tiefen Entspannung, Kontemplation (sanskrit: Vipassana), innere Einkehr führt zur vollkommenen Meditation.


Das Ziel ist nicht der Weg!
Der Weg ist das Ziel!!


Im Buddhismus geht es nicht darum ein Ziel für sich festzulegen (das wird oft gelehrt, aber es ist meiner Meinung nach der falsche Ansatz), es geht vielmehr darum sich im LASSEN zu beobachten.

Unsere westliche Auffassung vom Lernen allgemein, ist sehr Notenorientiert. Wir erwarten für alles was wir uns aneignen eine Art Belohnung. Das jedoch ist oft mit Leid verbunden.  "Bin ich nicht gut genug, bekomme ich auch nichts dafür."  - Man orientiert sich bei dieser Sichtweise an Anderen die Besser oder schneller sind als ich.
Und genau das wiederum widerspricht der 2, 7. und 8 Speiche.
Wenn wir Zielorientiert sind, können wir nicht gelassen und entspannt Arbeiten, wir halten an Strukturen fest, die uns hindern uns frei zu entfalten. Wir hinterfragen nicht mehr unser Handeln, wir laufen Gefahr über Leichen zu gehen um das zu Erreichen was wir Erreichen wollen.

Zierorientiert bedeutet, das wir den Rest um uns herum vergessen, ignorieren. Im Buddhismus geht es jedoch darum die Dinge zu überblicken, sie anzuerkennen, sie zu begreifen.

Wenn ich Meditiere höre ich dennoch den Vogel singen, ich höre meine Tochter im Hintergrund und ich höre vielleicht ein Flugzeug. Ich lege meine Aufmerksamkeit auf alles was da ist, nur haben die Hintergrundgeräusche keine Bedeutung mehr, SIE SIND da, aber sie tangieren mich nicht. Denn ich bin Teil von allem.

Um diesen meditativen Zustand zu erreichen muss ich mich als Teil von allem anerkennen.
Die Meditation ist ein wichtiger Bestandteil im Buddhismus. Meditation bedeutet jedoch nicht, sich auf ein Sitzkissen zu setzen, oder im Yogasitz eine halbe Stunde zu verharren. Meditieren kann man auch während man Musik hört, oder Malt, oder einfach nur kurz vor dem Einschlafen, oder kurz nach dem Aufwachen. Meditation bedeutet sich bewusst zu werden, wo man ist, und was um einem herum passiert. Meditation ist immer Momentbezogen ohne Ziel. Eine schöne meditative Übung ist die Augen zu schließen und die Welt um sich herum auf sich wirken zu lassen, die Gedanken die kommen einfach weiter ziehen zu lassen. Einfach LASSEN.

Eine andere Meditationstechnik die ich sehr gerne anwende ist die Gehmeditation, Ich achte auf meinen Gang, mache mir bewusst wie sich der Boden sich unter meinen Füßen anfühlt, ist er eben, oder steinig. Mein Blick ist zu den Füßen gekehrt, ich nehme nur den Boden wahr und meine Schritte sind gleichmässig und ruhig. Meine Gedanken die kommen, lass ich fließen, sie sind da und gehen wieder.

Noch eine Meditation die ich gerne anwende ist die Tanzmeditation, ich weiß nicht  ob sie einen anderen Namen hat, oder überhaupt von anderen Menschen angewendet wird, ich liebe es, zu einer Musik meiner Wahl zu tanzen. Ich schließe die Augen und gebe mich der Musik hin, ich lasse mich treiben, dabei achte ich auf den Rhythmus und die Schnelligkeit des Musikstückes und auf sonst gar nichts. Diese Art der Meditation wende ich oft an, eine weitere ist die Meditation während ich Musiziere. Wenn ich am Klavier sitze vergesse ich alles um mich herum und gebe mich nur den Klängen hin, meine Hände spielen von alleine ohne das ich denke. Es bewegt sich von alleine.
Das ist meine Art zu meditieren. Einfach nur sitzen wie im ZEN Buddhismus wäre absolut nichts für mich. Ich brauche Bewegung, ich muss meinen Körper fühlen. Achtsam sein um das um mich herum. All das fühlen und wahrnehmen. Die absolute Aussere Ruhe gibt es nicht - Meditation im Alltag zu integrieren ist meiner Meinung nach die einzige Möglichkeit immer meditieren zu können. Man braucht nichts um in die innere Ruhe zu kommen, außer das was da ist... das kann ein Zimmer sein, oder ein Spazierweg, oder eben ein Musikinstrument.

Lasst euch einfach inspirieren.


Das war nun eine kleine Einführung von mir in den Buddhismus und in die unterschiedlichen Meditationstechniken die ich selbst anwende. Ich meditiere übrigens seit gut 30 Jahren. Meine ersten Meditationserfahrungen waren geprägt von der Überzeugung nicht meditieren zu können :)

Weil ich mich damals noch so sehr an anderen Menschen orientierte. Heute weiß ich, das es nicht nur einen Weg gibt. Viele Wege führen zum Buddhismus man muss nur anfangen die Wege zu begehen.

Ich wünsche euch alles Liebe und viel Spaß beim Ausprobieren...

Namasté

Eure Jo



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